Spielen mit dem Hund - Was bringts?
Spielen macht Freude und gehört zu den selbstverständlichsten und schönsten Sachen der Welt! Und doch ist „Spielen eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann!“ Diese klugen Worte sagte einmal der französische Meeresforscher Jacques Cousteau. Und wie recht er damit hat, denn selbst wenn Spielen „nur“ Spaß macht und keinen Zweck erfüllt, fördert es verschiedene wichtige Belange bei unseren Hunden und Katzen:
- Körperliches Training:
Beim Spielen entwickelt und trainiert das Tier seine körperlichen Fertigkeiten.
- Spielerisches Lernen:
Beim Spielen lernen Tiere Strategien zur Lösung von Problemen auszuprobieren und sich flexibel auf die unterschiedlichsten Situationen einzustellen, was ihre Intelligenzleistung erhöht.
- Pflegen von Sozialkontakten:
Interessanter Weise zeigen vor allem Tiere, die in Sozialverbänden leben, ein ausgeprägtes Spielverhalten, denn Spielen bietet die zwanglose Möglichkeit, sich in entspannter Atmosphäre mit den Regeln des Zusammenlebens vertraut zu machen, Bindungen aufzubauen und zu festigen. So können z.B. Jungtiere ganz spielerisch in ihre Rolle als Rudelmitglied hineinwachsen.
- Abbau von Aggressionen:
Spielen schafft und festigt Bindungen und fördert die gegenseitige Toleranz. So können Spannungen und sogar Rivalitäten in der Gruppe auch über spielerische Aktivitäten ausgetragen werden.
Und: Spielen fördert die Bindung und schafft Vertrauen zwischen Mensch und Tier!
Der englische Trainer und Verhaltensexperte Steven R. Lindsay geht sogar so weit zu sagen: „Wo nicht gespielt wird, gibt es keine Beziehung und keine Bedeutung.“
Menschen, die ernstgemeint mit ihren Tieren spielen, können gar nicht anders, als eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Schon als Kinder schließen wir Menschen neue Freundschaften, indem wir mit anderen Kindern spielen. Und so ist es auch mit unseren Vierbeinern: Wer nicht ab und zu mit seinem Tier tobt, herumalbert und spielt, der ist auch definitiv weniger mit ihm „zusammen“.
Auch müssen unsere Hunde und Katzen einfach spielen. Vielleicht auf unterschiedliche Art, aber unsere Tiere sind geistig und körperlich gesünder, wenn sie spielen können.
Nur Mut also und einfach mal drauflos gespielt!
Was ist Spielen eigentlich?
Spielen ist Freude!
Natürlich werden im Spiel von Hund und Katze nebenbei auch Fähigkeiten trainiert, die man zum Überleben braucht. Tiere vollführen im Spiel die selben Dinge wie im Kampf, auf der Jagd oder bei der Fortpflanzung. Doch würde kein Welpe auf die Frage, warum er gerne spielt, antworten: „damit ich besser kämpfen kann, wenn ich groß bin“ oder „um später erfolgreich ein Kaninchen fangen zu können“ oder gar „damit ich besser bei den Damen ankomme, um mich fortzupflanzen“. Ob Mensch oder Tier - gespielt wird, um sich zu amüsieren – ohne Ziel und ohne Sinn! Experten sprechen vom „Fehlen des Ernstbezugs“! Spielen aus purem Spaß an der Freude!
Und beim Spielen wird übertrieben. Deshalb bekommen es manche Menschen auch mit der Angst zu tun, wenn sie spielende Hunde oder Katzen beobachten. Da wird geschubst, wild gerempelt, sich in den Spielpartner verbissen und laut geknurrt bzw. gefaucht.
Immer wieder wechseln die Rollen – mal ist der eine der „arme Gejagte“ und der andere der „bedrohliche Jäger“, mal ist es genau umgekehrt. Dabei werden unterschiedlichste Verhaltensweisen zusammenhanglos aneinander gereiht und die Spielenden übertreiben maßlos in ihren Bewegungen und Geräuschen.
Nichts anderes machen doch auch Menschen-Eltern, die hinter ihrem vor Begeisterung quiekenden Kind herlaufen und drohen „Jetzt fresse ich dich!“. Und dann wird mit weit aufgerissenem Mund in das Öhrchen des kleinen Wesens „gebissen“. Kurz darauf läuft dann das Menschenkind hinter seinen flüchtenden Eltern her und will sie ebenfalls „fressen“. Im Spiel gibt es nicht den Stärkeren und den Schwächeren, nicht den Großen und den Kleinen, denn die Rollen wechseln ja ständig. So dürfen sich auch die Kleinen unbesiegbar fühlen und die Großen dürfen sich mal klein und schwach geben – genauso ist es auch bei unseren Vierbeinern. Was für uns bei unseren Tieren oft so maßlos aussieht, ist es aber gar nicht, denn es wird niemand beim wilden Spiel verletzt. Um sich gegenseitig zum Spielen aufzufordern und zu bestätigen, dass man nur spielen will, benutzen Hunde den sogenannten „Spielbogen“ - eine Körperhaltung bei der die gestreckten Vorderbeine samt Brustkorb Richtung Boden gedrückt werden, während das Hinterteil in die Höhe gestreckt wird (Vorderkörper-Tiefstellung). Manche Hunde wedeln zusätzlich mit dem Schwanz oder verkünden durch aufforderndes Bellen ihre Spielabsicht. Und auch wir Menschen werden von unserem Hund so zum Spielen eingeladen.
Canosan® Tipp:
Richtig spielen – aber wie?
Es gibt immer wieder Hundebesitzer, die enttäuscht darüber sind, dass ihr Vierbeiner nicht spielt. Gibt es aber wirklich Hunde, die nicht gerne spielen? Eigentlich nicht! Das Problem ist eher, dass nicht alles, was wir Menschen für ein Spiel halten, wirklich eins ist. Überprüfen Sie daher Ihre „spielerischen Aktivitäten“, ob ihnen auch wirklich der Ernstbezug fehlt, ob Sie mit Ihrem Hund auch mal die Rolle tauschen und mit ihm einfach Dinge tun ohne „Sinn und Verstand“? Bällchenwerfen, Dummytraining, Agility und ähnliche Aktivitäten sind unter diesen Voraussetzungen nämlich eigentlich kein Spielen, denn Ball oder Dummy sollen ja zurückgebracht werden, alle Hürden genommen oder beim Dog Dancing perfekt mitgearbeitet bzw. „getanzt“ werden. Natürlich machen diese Aktivitäten Ihrem Hund Freude – aber nicht alles, was Freude macht, ist wirklich Spiel! Laufen Sie deshalb doch mal mit Ihrem Vierbeiner um den geworfenen Ball um die Wette, spielen Sie mit ihm Fangen – so dass mal er, mal Sie Jäger bzw. Gejagter sind. Tollen Sie mit ihm herum, wälzen Sie sich mit ihm auf dem Teppich – je alberner, desto besser! Und aus reinem Spaß an der Freude – ganz ohne Lernziel oder Trainingserfolg.
Spielideen für den Hund
Ziel:
Der Hund lernt, Ihrem Blick zu folgen, um das versteckte Leckerchen zu finden.
Was wird dafür benötigt?
Leckerchen
Wo wird gespielt?
Dieses Spiel kann überall, drinnen und draußen, gespielt werden.
Was fördert das Spiel?
Dieses Spiel fördert die Konzentrationsfähigkeit und Beobachtungsgabe.
Für welches Hundealter ist das Spiel geeignet?
Ab einem Alter von 5-6 Monaten
Schwierigkeitsgrad des Spiels?
Mittlerer Anspruch
Durchführung:
Machen Sie es sich auf einem Stuhl, in der Hocke oder im Schneidersitz bequem. Ihr Hund sollte entspannt vor Ihnen sitzen. Sie benötigen soviel Platz, dass Sie Ihre Arme gut zur Seite ausstrecken können. Nun nehmen Sie ein Leckerchen in eine Hand, schließen beide Hände zur Faust und strecken Sie die Arme zur Seite aus. Der Hund sollte Sie dabei anschauen. Als nächstes wenden Sie Blick und Kopf demonstrativ in Richtung Leckerchen-Hand. Mit dem Befehl „Such Leckerchen!“ animieren Sie Ihren Hund, auf die Suche zu gehen. Ihr Blick bleibt dabei unentwegt in die gleiche Richtung, auch wenn der Hund zur falschen Hand laufen sollte. Haben Sie Geduld und animieren Sie ihn erneut. Anfangs erhält Ihr Vierbeiner die Belohnung schon, wenn er nur zur richtigen Hand schaut oder sich in die richtige Richtung bewegt. Klappt das gut, erfolgen die Steigerungen - der Hund soll schließlich gekonnt Ihrem Blick folgen und geradewegs zur richtigen Hand laufen, um sich das Leckerchen abzuholen.
Wenn das alles problemlos klappt, kann das Leckerchen auch hinter dem Rücken ausgetauscht werden und nur Ihr Blick verrät die richtige Hand. Im Optimalfall folgt Ihr Hund Ihrem Blick sofort und noch bevor Sie den Befehl „Such Leckerchen“ geben.
Das Beherrschen dieser Übung ist auch der Grundstein für viele andere Spiele und für eine bessere Kommunikation beim Spazierengehen. Viel Spaß!
Ziel:
Der Hund lernt ein oder mehrere Spielzeuge nacheinander aufzunehmen und in ein bereitgestelltes Körbchen zu bringen.
Was wird benötigt?
Verschiedenes Spielzeug, ein Körbchen, dessen Henkel Ihr Hund gut ins Maul nehmen und tragen kann, Leckerchen
Wo wird gespielt?
Dieses Spiel eignet sich für drinnen und draußen.
Was fördert das Spiel?
Das Spiel fördert selbständiges Arbeiten und die Kombinationsgabe, denn mehrere Handlungsabläufe müssen miteinander verknüpft werden.
Für welches Hundealter ist das Spiel geeignet?
Ab einem Alter von 12 Monaten
Schwierigkeitsgrad des Spiel?
Hoher Anspruch
Durchführung:
Zunächst bringen Sie Ihrem Hund bei, auf Befehl ein Spielzeug aufzunehmen und ein Stück im Maul zu tragen. Klappt das gut, konzentrieren Sie sich im nächsten Schritt darauf, dass der Hund ins Körbchen schaut bzw. zum Körbchen geht, wenn Sie ihm den Befehl „Körbchen“ geben. Klappen beide Schritte, also Spielzeug aufnehmen/tragen und ins Körbchen schauen, sicher, wird in Schritt 3 die Verknüpfung der beiden Handlungen trainiert, also das Spielzeug soll ins Körbchen. Diese Verknüpfung muss in kleinen Schritten geübt werden: der Hund muss lernen das Spielzeug aufzunehmen, zum Korb zu tragen und dann in den Korb fallen zu lassen. Als Befehle können dienen: „Hol's Spielzeug“, „Körbchen“ und „Aus“. Anfangs werden bereits die Einzelschritte mit einem Leckerchen belohnt, bis zum Schluss die gesamte Handlungskette abläuft. Um Ihr Tier nicht zu überfordern oder ihm die Lust am Spiel zu nehmen, ist es wichtig, die Übung wirklich in kleinen Schritten und über einen längeren Zeitraum einzuüben – bis zur Perfektion können ruhig Wochen vergehen.
Hat der Hund die Aufgabe erkannt und führt er sie schließlich auf einen Befehl wie „Füll's Körbchen“ hin aus, kann man den Schwierigkeitsgrad noch steigern, indem man mehrere Spielzeuge im erst kleineren, dann größeren Radius um den Korb verteilt und danach einräumen lässt.
Und wer möchte, kann sich als zusätzliche Steigerung zum Schluss noch das gefüllte Körbchen bringen lassen. Dieser Schritt ist allerdings nicht für recht kleine Hunde geeignet, da sie das Körbchen mit dem Maul nicht hoch genug halten können, um bequem damit zu laufen.
Spielideen für die Katze
Ziel:
Ihre Katze soll Bälle, die Sie ihr zuwerfen oder schießen, nicht ins Tor lassen.
Was wird benötigt?
Ein Tor, z.B. weißer Fahrradkorb, Holzkiste, Karton, und ein Tennisball (wer will: bemalt mit schwarzen Fünfecken)
Was fördert das Spiel?
Das Spiel fördert Konzentration, Geschicklichkeit und Reaktionsvermögen.
Schwierigkeitsgrad des Spiels?
Mittlerer Anspruch
Durchführung:
Platzieren Sie das Tor hinter Ihrer Katze. Werfen oder schießen Sie nun den Ball in Richtung Tor und zählen Sie mit, wie viele „Elfmeter“ Ihre Katze halten kann.
Lässt sie dabei zu viele Bälle durch oder jagt sie sie lieber, eignet sich Ihr Tier vielleicht doch mehr als Feldspieler – Spaß ist auf jeden Fall garantiert!
Statt Fußball kann man auch gut Eishockey mit Katzen spielen – als Schläger und Puck eignen sich hier Kochlöffel und der Schraubverschluss einer Kunststoffflasche hervorragend.
Ziel:
Ihre Katze soll sich Leckerchen, die auf einer Seerose auf dem Wasser schwimmen, angeln – natürlich möglichst ohne dabei selbst nass zu werden oder das Leckerchen im Wasser zu versenken.
Was wird benötigt?
Schwimmende Seerosenblüten o.ä. aus Plastik, eine große Schüssel Wasser, Leckerchen
Was fördert das Spiel?
Das Spiel trainiert Geruchssinn, Geschicklichkeit und Intelligenz.
Schwierigkeitsgrad des Spiels?
Mittlerer bis hoher Anspruch
Durchführung:
3-4 Seerosenblüten in einer Schüssel mit Wasser schwimmen lassen. In einer Blüte ein Leckerchen deponieren. Ihr Tier soll nun zum einen die Blüte mit dem Leckerchen erkennen und sich das Leckerchen dann geschickt angeln.
Wer keine Blüten zur Hand hat, kann auch kleine Flöße bauen und mit Leckerchen dekorieren – einfach ein paar Weinkorken zusammenbinden oder mit Zahnstochern aneinander befestigen.
Auch andere geeignete Schwimmutensilien können benutzt oder auch miteinander kombiniert werden.
Viel Spaß beim Beobachten des kleinen „Fischers“!